Wo Differenzierung wichtig ist, ergibt Individualsoftware Sinn

21.11.2023
3 Min.
Individual- oder Standardsoftware: Diese Frage ist für Unternehmen oft entscheidend. Beide Lösungen haben Vor- und Nachteile und sind je nach Ausgangslage gangbare Wege. In diesem Artikel beleuchten wir, auf was es bei der Entscheidung ankommt, und wir widerlegen bekannte Mythen.
 

Viele Wege führen ans Ziel: Sowohl Individual- als auch Standardsoftware haben ihre Berechtigung. (Bildquelle Adobe Stock)

 
Ob sich für Ihr Unternehmen eine Individual- oder Standardsoftware besser eignet, ist höchst individuell.
 

Gibt es eine einfache Antwort auf die Frage «Individual- oder Standardsoftware»?

Nein, die Entscheidung zwischen Individual- und Standardsoftware hängt von den Anforderungen eines Unternehmens ab. Beide Ansätze haben ihre Berechtigung und können eine geeignete Lösung sein.
 

Wann ist der Einsatz von Individualsoftware sinnvoll?

Wo Differenzierung im Markt wichtig ist, hat Individualsoftware einen Sinn. Weil sie massgefertigt ist, ermöglicht sie es, einzigartige User Journeys und USPs zu schaffen und Geschäftsprozesse optimal abzubilden.
 

Und wann hat Standardsoftware ihre Berechtigung?

Standardsoftware eignet sich vor allem für Bereiche, die nicht zur Kernkompetenz gehören und bei denen die Differenzierung am Markt nicht bedeutend ist, z. B. bei einem ERP-System oder der Finanzbuchhaltung.
 

Ist der Entscheid tatsächlich so schwarz-weiss?

Nein, zum Glück nicht. Auch Standardsoftware kann mit individuellen Komponenten angereichert werden. Und Individualsoftware lässt sich dank Schnittstellen in eine Systemlandschaft integrieren. Viele Unternehmen bevorzugen deshalb hybride Lösungen aus Individual- und Standardsoftware.
 

Was sind die Vorteile von Individual- respektive Standardsoftware?

Mit Individualsoftware lassen sich die Geschäftsprozesse eins zu eins abbilden. Damit deckt sie alle Bedürfnisse ab, ohne dass das Unternehmen für unnötige Funktionalitäten bezahlt oder teuer eine Standardsoftware anpassen lassen muss. Mit Individualsoftware lassen sich so einzigartige User Journeys schaffen, die schnell veränderten Marktbedürfnissen angepasst werden können.
 
Standardsoftware basiert hingegen oft auf Best-Practice-Prozessen. Bewährte Einsatzmöglichkeiten lassen sich dadurch aufs eigene Unternehmen adaptieren. Das reicht für Bereiche, wo keine strategische Differenzierung gewünscht ist, und verringert die Zeit, bis die neue Software im Einsatz ist.
 

Und die Nachteile?

Die Entwicklung von Individualsoftware kann mit höheren Initialkosten einhergehen, weil die Software von Grund auf neu entwickelt wird. Langjährige Nutzer von Standardsoftware müssen sich zudem an den Umgang mit der neuen Individualentwicklung gewöhnen. Die Software muss zudem werterhaltend gewartet werden, was Kosten nach sich zieht.
 
Bei Standardsoftware besteht das Risiko eines Vendor Lock-ins, der Bindung an einen Hersteller. Oft vernachlässigt werden auch die Folgekosten, die durch Updates, Lizenzen, Support oder die Anpassung der Software an die Systemlandschaft anfallen. Zudem ist nicht immer sicher, dass der Lieferant die Software auch werterhaltend wartet und so langfristig anwendbar hält.

 

Entkräften wir zuletzt zwei Mythen:
SaaS-Modelle gibt es nur für Standardsoftware.

Auch Individualsoftware kann mit finanziell attraktiven Software-as-a-Service-Modellen betrieben werden. Zwar fallen initiale Investitionskosten an, doch dank Cloud-Lösungen lässt sich der Betrieb der Software flexibel und nutzungsbasiert ausgestalten.
 

Und Mythos zwei:
Standardsoftware ist über mehrere Jahre gerechnet die günstigere Lösung.

Dieses Argument wird oft für den Einsatz von Standardsoftware angeführt. Unternehmen tun gut daran, eine Vollkostenrechnung zu machen und ihren Anwendungsfall individuell zu kalkulieren. Denn: Höheren Initialkosten von Individualsoftware stehen die Beschaffungs- und Lizenzierungskosten von Standardsoftware gegenüber. Zudem wünschen viele, die auf Standardsoftware setzen, zusätzliche Funktionalitäten, die im Nachhinein entwickelt und implementiert werden müssen – das geht ins Geld.
 
 

Der Autor

 
Martin Egloff, Business Area Manager bei der bbv Software Services AG
 
Dieser Beitrag wurde ermöglicht durch die bbv Software Services AG. Das Schweizer Software- und Beratungsunternehmen entwickelt individuelle Softwarelösungen und begleitet Kunden mit fundierter Beratung, erstklassigem Software-Engineering und langjähriger Branchenerfahrung auf dem Weg zur erfolgreichen Lösung. www.bbv.ch

Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 23-3

 

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