Apps, kleine Programme für Smartphones und Tablet-PCs, sind das Gebot der Stunde. Wer glaubt, die nützlichen und oft sehr schön gemachten Apps kämen alle aus den USA, täuscht sich. Die Schweizer Software-Industrie ist auf den App-Zug aufgesprungen und versucht, einen Platz in der „App Economy“ zu ergattern. So haben bis Ende 2012 bereits mehr als die Hälfte aller Schweizer Software-Hersteller mindestens eine App entwickelt. Dies geht aus der neuesten Ausgabe des „Swiss Software Industry Index“ hervor, die heute veröffentlicht wird (siehe Grafik). Und jene Schweizer Software-Hersteller, die bis heute keine Apps entwickelt haben, wollen dies demnächst tun. Bis 2015 wollen drei Viertel (74 Prozent) der Schweizer Software-Entwickler auch Apps herstellen und vermarkten.

Noch kein Geschäft

Mehr als die Hälfte (52 %) der Software-Hersteller, die Apps entwickeln, verdienen damit aber noch kein Geld. Apps werden heute oft noch als Marketinginstrument angesehen und kostenlos abgegeben. Und die, die Apps im Auftrag von anderen herstellen oder sie sogar direkt verkaufen können, verdienen erst wenig damit. So erzielt die grosse Mehrheit der knappen Hälfte der Hersteller (47 %), die mit Apps Geld verdienen, weniger als einen Viertel des Gesamtumsatzes mit Apps.

Doch dies soll sich ändern: Immerhin ein Viertel der Schweizer App-Szene glaubt, dass sie bis 2015 mehr als 25 Prozent des Umsatze mit Apps erzielen kann. Ausserdem kann man auch bei relativ geringen Umsätzen mit Apps gutes Geld verdienen. Über ein Fünftel (22 %) der Schweizer App-Hersteller sagen, es sei ein „profitables“ oder sogar ein „sehr profitables“ Geschäft und weitere 32 Prozent der Umfrageteilnehmer sagen, sie erreichten mit App-Herstellung „eine schwarze Null“.

Stabiles Wachstum der Schweizer Software-Industrie

Die Schweizer Software-Industrie zeigte auch im zweiten Halbjahr 2012 ein stabiles Wachstum. Im Schnitt legte der Umsatz der 100 Umfrageteilnehmer um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Die Schweizer Software-Branche wuchs damit wie bereits seit vielen Jahren wesentlich rascher als die Gesamtwirtschaft, die real um etwa ein Prozent gewachsen ist.

Bereits im ersten Halbjahr 2012 konnten die Schweizer Software-Hersteller ihre Umsätze im Durchschnitt um acht Prozent steigern. Auffallend ist aber, dass die Entwicklung der Gewinne nicht ganz mit dem Umsatz mithalten kann. So erzielten die Umfrageteilnehmer im Durchschnitt eine Gewinnsteigerung von sieben Prozent. Auch im ersten Halbjahr wuchsen die Gewinne nicht so rasch wie der durchschnittliche Umsatz. Wir interpretieren dies als Zeichen der Reifung der Branche: Software-Firmen, die wachsen wollen, müssen sehr viel in Know-how und Mitarbeitende investieren und sehen sich zudem einem starken Preisdruck seitens der Finanzindustrie – eines der wichtigsten Kundensegmente – ausgesetzt. Das Wachstum der Schweizer Software-Industrie dürfte auch 2013 anhalten, sich aber etwas verlangsamen. Denn der Auftragseingang der Software-Hersteller legte im 2. Halbjahr 2012 „nur“ noch um sechs Prozent zu. Auch dies dürfte auf die schwierige Lage der Finanzindustrie zurückzuführen sein.

Zahlen zur Umfrage

105 Schweizer Software-Hersteller haben an der Erhebung teilgenommen. 85 Prozent der Hersteller sind seit 6 und mehr Jahren im Markt aktiv, ein Viertel beschäftigt mindestens 50 Mitarbeitende, 39 Prozent hat auch einen oder mehrere Standorte ausserhalb der Schweiz. Die Hersteller, die an der Erhebung teilgenommen haben, repräsentieren über 8‘000 Mitarbeitende und einen Umsatz von über 1,2 Milliarden Franken